VfK räumt auf dem Insanity Meet ab

Ein langes Wochenende ist vorbei, die letzten Strapazen überwunden und tausende von Eindrücken sind verarbeitet. Das Insanity Meet 2019 fand am letzten Wochenende vom 4. bis zum 6. Oktober 2019 über drei Tage statt und der VfK Hannover war mit sechs Sportlern auch jeweils an jedem Tag vertreten. Das wahnsinnige Event schaffte es erneut Euphorie und Emotionen mit Professionalität und Leistungsdichte auf eine Weise zu verbinden, dass es sich wohl am besten als „Fest des Kraftsports“ beschreiben lässt. Man konnte KDK auf nationalem bis internationalem Spitzenniveau auf der selben Bühne mit fortgeschrittenen Hobbyathleten und sogar blutigen Anfängern beobachten. Das Publikum hat dazwischen nicht unterschieden, sodass jeder Athlet unter besten Bedingungen seine sportliche Leistung entfalten und seine Anerkennung genießen konnte.

Sportlich hätte es für den VfK kaum besser laufen können. Alle Athleten legten in Bezug auf ihren Trainingsstand ein grandioses Ergebnis hin und jeder einzelne kann stolz auf sich sein, seine Nerven bewahrt zu haben und sich einer großen Bühne erfolgreich gestellt zu haben. Mit knapp 160 angetretenen Sportlern in fünf Gewichtsklassen, die jeweils mit ca 30 Athleten gefüllt waren, bedeutet eine einstellige Platzierung schon etwas anderes als auf dem Standard-Kraftdreikampf auf Landes- und Bundesebene.

Den Start ins Event machten am Freitag die weiblichen Athletinnen in einer Frauenklasse ohne Gewichtsklassen, die nach Relativpunkten (DOTS) gewertet wurde. Für diejenigen, die die Skala nicht kennen: DOTS sind eine Aktualisierung und Verbesserung der bekannten Wilks-Punkte, die aktuelle Statistiken verwendet und somit die Realität besser abbilden sollen.

Für den VfK Hannover ging Melanie Wirtz an den Start, die sich die Vortageswaage zu Nutze machte und mit leichten 68,81kg einwog, um sich hier den ersten Vorteil zu erarbeiten. Melanie hatte im letzten halben Jahr seit der Deutschen Meisterschaft sehr gut trainiert, sodass wir mit einer gewaltigen Steigerung ihres bereits sehr guten Totals vom März rechneten. Im Vorhinein konnten wir abschätzen, dass es hier auf einen Zweikampf mit Friederike Hoppe vom Kraftsport Colonia um die Goldmedaille hinauslaufen würde.

Melanie begann den Wettkampf in der Kniebeuge mit einer Quasi-Einstellung ihrer persönlichen Bestleistung und brachte locker leicht 150kg in die Wertung. Mit der gelungenen Steigerung auf 157,5kg im zweiten Versuch konnte sie hier schon die erste 7kg-Bestleistung verbuchen. Taktisch sinnvoll wurde im dritten Versuch dann versucht, ein kleiner Vorsprung gegenüber Hoppes 160kg zu erarbeiten, aber die Steigerung auf 162,5kg gelang nach technischem Fehler an diesem Tag noch nicht. Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Im Hintergrund hallt noch immer der Schall der Beschwerde an KDK-Wart Sebastian Preine, doch bitte bessere Versuchswahlen zu treffen. Hmpf.

Im Bankdrücken erwischte Melanie einen besonders guten Tag und konnte endlich ihre starken Trainingsleistungen auf der Plattform zeigen. Eine astreine Serie von 90kg über 92,5kg auf 95kg brachte ihr die zweite Bestleistung ein, dieses Mal eine 10kg Steigerung zur Deutschen Meisterschaft. Dieses Mal verstummte die Stimme der Nervosität, doch bitte niedriger einsteigen zu dürfen aus Angst des Scheiterns, sehr schnell und es gab Versöhnung im Trainer-Athleten-Gespann.

Parallel dazu bestätigte Hoppe an dieser Stelle ihre Vormachtstellung im Bankdrücken und steigerte ihren eigenen Insanity-Rekord auf 108kg bei ebenfalls relativ leichten 71kg Körpergewicht. Nach Kalkulation der Relativpunkte ergab sich nun, dass Melanie in ihrer Paradedisziplin brillieren musste: 8kg galt es aufzuholen gegenüber einer Athletin, die selbst den Insanity-Rekord im Kreuzheben mit 185kg hielt. Aber wer, wenn nicht Melle, könnte das schaffen? Angriff!

Wir entschieden uns, direkt mit einem neuen Rekord von 186kg einzusteigen, um Druck auf das Team des KSC auszuüben, die konservativ mit 170kg das Kreuzheben begannen. Für beide Athletinnen stellte das keine Herausforderung dar und Melanie zeigte, dass sie nicht vor Ort war, um die zweite Geige zu spielen. Die gewählte Steigerung von Hoppe auf 180kg sollte nun also unseren Erstversuch kontern und wir hatten weiter die Gelegenheit, Druck aufzubauen. Sebastian schätzte die Leistungsgrenze von Hoppe auf knapp unter 190kg ab und es wurden 195,5kg für Melanies Zweitversuch gewählt.

An dieser Stelle fand die Spannung völlig unerwartet ein Ende. Der eigentlich routinierte Zweitversuch stellte sich für Hoppe als zu schwer heraus und es war mit keiner weiteren Steigerung zu rechnen. Befreit vom Leistungsdruck blieb Melanie aber noch der Ehrgeiz zum Erreichen einer neuen Bestleistung im Kreuzheben. Die 195,5kg gingen leicht nach oben und ein Raunen ging durchs Publikum als klar war, heute werden die 200kg ein zweites Mal attackiert. Dieses Mal besser gewappnet.

Von knapp 300 Menschen vor Ort stehend und schreiend angefeuert, stellte sich Melanie diesem Meilenstein und bewältigte ihn auch mit einer augenscheinlichen Lockerheit, als hätten wir ihren Startversuch gesehen. 200 Kilogramm, endlich erledigt, eine neue Bestleistung um 9kg. Endlich durfte sich auch Trainer Sebastian die Schweißperlen von der Stirn wischen, denn mit 8 gültigen Versuchen, 452,5kg Total (26kg-Bestleistung), dem Sieg der Frauenklasse mit 462 DOTS (455,5 Wilks), neuen Insanity-Rekorden im Kreuzheben und im Total und dem Erreichen aller persönlichen Ziele konnte Melanie die Betreuungsleistung insgesamt als „Ganz ok.“ bewerten. Puh, Glück gehabt. Das Team Insanity belohnte diese Leistung mit einem Preisgeld von 400€ und diversen Sachpreisen, darunter auch ein multifunktionaler Latzug-Griff für den Vereinskeller und einer echt schweren Medaille aus Echt-Bronze mit Echt-Gold beschichtet. Echt cool.

Schon am Samstag früh ging es mit René Hüsing in der Klasse bis 75kg weiter. René machte den Wettkampf sehr spontan mit, nachdem er sich 3 Wochen zuvor im Training leider am Rücken verletzt hatte und mit einer Nervenproblematik im Arm zu kämpfen hatte. Somit ging er zwar mit einem Trainingsrückstand, aber dafür auch keinerlei Leistungsdruck in den Wettkampf. Bereits beim Aufwärmen zeigte René eine technisch starke Verfassung in der Kniebeuge und somit konnte er die schönsten Versuche seiner noch sehr jungen „Karriere“ auf dieser Bühne präsentieren. Über locker leichte 175kg wurde auf 187,5kg gesteigert, um schließlich mit leichtem Kampf auch 195kg zweifelsfrei in die Wertung zu bringen. Er blieb damit nur 5kg unter seiner zuletzt aufgestellten persönlichen Bestleistung, dieses Mal aber mit etwas Luft nach oben. Gute Punkte fürs zweite Team des VfK waren damit auch schonmal abgesichert. Stark gewatschelt, Pinguin. Im Bankdrücken kam nach zwei gültigen Versuchen mit 110kg und 115kg nur eine kleine Steigerung als Wahl für den Drittversuch in Frage. 117,5kg waren an diesem Tag leider etwas zu schwer und die Bestätigung der Bestleistung blieb erstmal aus.

Nun galt es nach fünf langen Wettkampfstunden noch einmal die letzten Reserven fürs Kreuzheben zu mobilisieren. Um Renés Wettkampf noch etwas spontaner zu gestalten, gab es hier noch einen Stilwechsel von klassisch auf Sumo Kreuzheben. Ohne wirkliches Training vorweg, versteht sich. Wer es nicht gewusst hat, hat es René aber auch nicht ansehen können, denn der neue Stil scheint ihm so gut zu liegen, dass er intuitiv schon vollkommen routiniert wirkte. Von viel zu leichten 180kg wurde ein großer Sprung auf 195kg gewagt, die noch immer vollkommen souverän in die Wertung gingen. Bei der Frage nach einem Drittversuch räumte René ein, dass es für ihn eh nichts zu verlieren gab und somit wurde ein zweiter großer Sprung auf 210kg eingeloggt für eine neue persönliche Bestleistung. Wie so oft beim Sumo Heben kam hier dann aber die eiserne Mauer recht schnell und der Versuch blieb leider liegen. Schwamm drüber, Spaß hat es bis dahin trotzdem gemacht. Für René bedeuteten die 505kg im Total Platz 12 in dieser – für das Meet typisch – sehr starken Gewichtsklasse.

Am Sonntag gab es vom VfK dann gleich Bärenbrüder- und Traktoren-Action im Viererpack bis 105kg. Achja, und Marcel ist auch noch angetreten. Routinier Andreas Klatt trat gemeinsam mit den Frischlingen Marco Wypior und Christian Karnapp auf ihrem zweiten KDK an. Oh, genau. Für Marcel Steins war das Insanity Meet dann auch der erste KDK überhaupt. Irgendwie war der Junge sehr oft gar nicht bei uns im Aufwärmbereich, sondern irgendwo Richtung Hallenausgang rechts abgebogen. Nervöse Blase? Naja, weiter im Text.

Innerhalb der drei Gruppen der Gewichtsklasse ordneten sich Marco und Christian in der zweiten, Andreas und Marcel in der dritten Gruppe ein. Damit war die Betreuung neben der Erfüllung von Organisationstätigkeit als Veranstalter für KDK-Wart Sebastian ein sprichwörtlicher Spagat, der ohne das Einspringen von Melanie in den Organisationsaufgaben und der Hilfe von Francesco Virzi und Christoph Splisteser bei der Betreuung der Athleten wohl nicht so gut geklappt hätte. Danke an dieser Stelle an alle drei.

Jung, dynamisch und ungeduldig ließen die Traktoren den Motor schon früh laufen und Basti musste bei Marco und Christian öfter mal auf die Bremse treten, damit auch alles zeitlich hinhaut. Auch Marco trat mit Rückenbeschwerden im Training eingeschränkt ein und startete daher für ihn recht leicht mit 200kg Kniebeuge in den Wettkampf. Die Steigerung auf 212,5kg gelang noch gut, der gewagte Sprung auf 220kg war dann leider etwas zu schwer an diesem Tag. Christian zeigte eine steile Verbesserung im Bewegungsablauf im Vergleich zur Landesmeisterschaft, sodass bei ihm eine souveräne Serie von 215kg über 225kg auf 230kg möglich war, eine Steigerung seiner Bestleistung um 17,5kg.

Andreas hatte in der Kniebeuge noch eine Rechnung offen. Nachdem ihm die Bestleistung auf der ODM verwehrt geblieben ist, nahm unser Leiter für Vereins- und Sportentwicklung im letzten halben Jahr die Zügel seines Trainings selbst in die Hand und erarbeitete sich eine tolle Ausgangsposition. Nach 225kg und der Bestätigung der Bestleistung von 235kg im Zweitversuch, sollte endlich die Steigerung auf über 240kg möglich werden. Mit der Kanalisation all seiner Emotionen und vollkommen fokussiert beugte Andreas die 242,5kg genau auf den Punkt und brachte die Last solide wieder nach oben in den Stand. Geschafft, drei gültige Versuche, neun weiße Lichter, über 9000 Freudentränen im Nachgang.

Den völligen Ausreißer aus den eigenen Trainingsleistungen brachte dann Marcel auf die Bühne. 240kg waren es im Training, und mit 240kg ging es auch in den Wettkampf. Wer geblinzelt hat, hat die Hochgeschwindigkeits-Kniebeuge wohl verpasst. Daher entschied Gespann Virzi-Preine auf zwei große Sprünge mit 255kg und 270kg, die beide mit Luft nach oben in die Wertung gingen. Da Marcel auch nur 96,32kg wog, wurden hier wertvolle Punkte für die Team Wertung des ersten Teams des VfK geholt, die anderen Leistungen sollten von Melanie und Andreas in der jeweiligen Paradedisziplin eingehen.

Weiter ging es für Marco und Christian mit dem Bankdrücken. Marco gelang eine Steigerung seiner Bestleistung um 5kg auf 162,5kg, die 170kg blieben ihm noch einmal verwehrt. Auch Christian konnte seine Bestleistung noch einmal auf 165kg steigern und zeigte weiter eine weiße Weste bei all seinen Versuchen.

Marcel setzte seinen Trend als starker Wettkämpfer fort und übertraf seine Trainingsbestleistung noch einmal um 5kg für 175kg völlig souverän. Für Andreas hatte das Bankdrücken einen etwas wichtigeren Stellenwert. Schon immer im Training stark, hatte es im vollen KDK bisher noch nicht so richtig hingehauen. Dieses Mal hatte er aber ein Team, das sich auf seine Leistung verlassen hat. Davon angespornt gelang Andreas zum ersten Mal eine 100% gültige Serie von 170kg über 180kg auf 185kg und damit sogar eine persönliche Bestleistung um 5kg.

Auch für unsere schweren Jungs wurde es ein langer Wettkampftag, doch angespornt durch den bisherigen Erfolg sollte hier nochmal im Kreuzheben etwas Großes passieren. Der geplante Erstversuch von Marco mit 165kg aufgrund seiner Verletzung wurde durch spontanes Coaching im Sumo-Kreuzheben mal eben auf 200kg angehoben und die Rückenschmerzen blieben aus. Für die Steigerungen auf 220kg und 232,5kg ließ Marco dann die Affen aus’m Zoo und zog beide super leicht, sodass wir hier wieder ganz andere Zahlen sehen werden, sobald Traktor Nr. 1 wieder repariert ist. Christians Ziel einer Top 10 Platzierung konnte schon im zweiten Versuch mit einer neuen Bestleistung von 262,5kg (+12,5kg) abgesichert werden, sodass das fehlgeschlagene Sahnehäubchen von 267,5kg nur eine noch bessere Platzierung verhinderte.

Andreas hielt an seinem starken Wettkampfverlauf fest und ihm gelangen zum ersten Mal seit langem wieder drei gültige Versuche mit 240kg, 255kg und 265kg und damit auch die Einstellung seiner persönlichen Bestleistung. Neun gültige Versuche bescherten ihm auch eine starke Steigerung im Dreikampf und eine starke Platzierung.

Für Marcel stand noch ein ganz anderes Ziel im Raum. Der extrem starke Kreuzheber schielte schon seit Monaten auf den seit 2016 unangetasteten Rekord im Kreuzheben der 105kg-Klasse. Nach beeindruckender Geschwindigkeit beim Einstieg mit 305kg erfolgte hier der erste Angriff und die Steigerung auf 323kg. Mit felsenfester Überzeugung kostete ihn auch ein nach vorne Kippen nicht den Versuch, für den er so hart gearbeitet hatte: der Rekord war nun seiner! Mit 23 Jahren auf dem ersten Wettkampf überhaupt brannte sich Marcel auf diese Weise in die Gedächtnisse ein und wagte sogar noch mehr. Von Platz 4 aus wurde die Bronzemedaille direkt übersprungen und noch einmal Silber angegriffen mit unheimlichen 335,5kg, einer der drei höchsten Lasten, die je beim Insanity Meet für einen Kreuzhebeversuch aufgelegt worden sind. Nach schnellem Zug bis zum Knie ging der Versuch leider etwas nach vorne weg und konnte dieses Mal nicht korrigiert werden. Ziele,  die fürs nächste Jahr warten.

Die durchweg starken Leistungen brachten Marcel Platz 4 (768kg), Andreas Platz 6 (692,5kg), Christian Platz 9 (657,5kg) und Marco Platz 11 (607,5kg) ein. Für das Team VfK Hannover 2 aus René, Marco und Christian bedeuteten 399,9 Punkte Platz 9 von 14 gemeldeten Teams. Team VfK Hannover 1 hatte mit den zwei besten Relativkreuzhebern des ganzen Wettkampfs (Melanie 204 Punkte, Marcel 202 Punkte) die Qual der Wahl und konnte schließlich aus Marcels Kniebeuge, Andreas Bankdrücken und Melanies Kreuzheben 484,8 Punkte bauen und sogar Platz 2 vor Team GodsRage erreichen. Mit weniger als zwei Punkten Vorsprung staubte Team Bending Barbell Platz 1 ab. Das Team Insanity belohnt diese Leistung mit einem Gutschein im Megafitness-Shop über 1500€ für den VfK Hannover!

Mit der Siegerehrung der offenen Klasse und der Teams, einigen Aufräumarbeiten bis tief in die Nacht und 300km zurück nach Hannover endete dann auch für unser Team das Insanity Meet. Die Veranstaltung wurde ihrem Ruf bis zuletzt Gerecht und konnte uns allen tolle Momente auf einer einzigartigen Bühne bescheren. Noch eine Weile werden wir uns an völlig verrückte Steigerungen, total spontane Planänderungen und spannende Wettkämpfe erinnern. Insane halt.

Sebastian Preine, KDK-Wart

Detaillierte Ergebnisse: InsanityMeet.com

VfK räumt auf dem Insanity Meet ab
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